• Case Study | Starbucks

    Design bei Starbucks: wie man richtig gute Sachen aufbrüht

David Daniels leitet die Starbucks Design-Teams im Osten von Amerika und koordiniert über hundert Designer in New York, Chicago, Miami, Dallas und Lateinamerika. David und sein Team haben allein in 2016 mehr als 1.400 große Renovierungs- und Neubau-Projekte für Starbucks durchgeführt. David ist nicht nur ein leidenschaftlicher (und produktiver) Designer, sondern auch ein absoluter SketchUp Kenner. Daher war ich begeistert, mit ihm über seine Herangehensweise an Design und Entscheidungsfindung bei Starbucks sprechen zu können.

 

Starbucks Design-Teams

David Daniels leitet die Starbucks Design-Teams im Osten von Amerika und koordiniert über hundert Designer in New York, Chicago, Miami, Dallas und Lateinamerika.

Hallo David … Möchtest du dich und dein Team der SketchUp Community vorstellen?

Starbucks

Klar! Ich bin Architekt und Geschäftsführer im Bereich Design bei Starbucks und bin für die Teams und Projekte im Osten von Amerika verantwortlich. Vor Jahren hat mir ein Freund aus Kathmandu SketchUp beigebracht und seitdem setze ich es bei allen Projekten ein. Mit der Zeit bin ich in die Führungsebene aufgerückt, aber ich spiele trotzdem immer noch gerne mit SketchUp herum und entwickle Konzepte und Skizzen.

Die Starbucks Designstudios „kochen“ alle mit SketchUp. Wenn Sie da durchlaufen, sehen Sie ca. dreißig Designer an verschiedenen Projekten arbeiten, von denen jedes komplett einzigartig aussieht. Wir sind alle absolute Fans von SketchUp! Zu sehen wie meine Teams die SketchUp Stil-Palette zurechtfeilen, bereitet mir den größten Spaß im Designprozess

Wie kam Ihr Team zu SketchUp?

Ich habe eine Zeitlang außerhalb des Büros in Miami gearbeitet und da gab es eine Handvoll Designer, mich eingeschlossen, die an einem Projekt für hochkarätige Flagship Stores arbeiteten. Wir nutzten SketchUp für Entwurf und Rendering, aber das konnten nicht alle.

Als Leiter des Designteams gehört es zu meinen Aufgaben, die Entwürfe zu prüfen und freizugeben. Und das ist ganz schön viel Arbeit: allein in diesem Jahr hat mein Team über 1.400 Entwürfe erstellt und die musste ich alle schnell prüfen.

Ein paar Leute lieferten mir Drahtmodelle in schwarz-weiß oder zweidimensionale Darstellungen. Damit fühlte ich mich gar nicht wohl, denn es bedeutete, dass ich meinen Freigabestempel für einen Starbucks Store, eine Farbpalette oder einen Entwurf hergab, den ich mir im Kopf selbst zusammenkonstruieren musste ohne einen visuellen Beweis, ob es auch wirklich zusammenpassen würde. Daraufhin bestanden wir darauf, dass alle nur noch mit SketchUp modellieren und auch gleich Texturen und Oberflächen zuweisen, damit ich die Entwürfe mit mehr Selbstsicherheit und Kompetenz freigeben konnte.

Mit SketchUp gerendertes Bild der Starbucks Reserve Bar am Broadway & 9th in New York. Bild mit Genehmigung von Starbucks.

Der Wechsel zu SketchUp begann im Studio in Miami, wo einer meiner leitenden Designer sich dafür stark machte. Seitdem arbeitet das Studio in Miami viel besser zusammen, jede Woche gibt es ein gemeinsames Design-Treffen, zu dem alle mit ihren Computern an einem großen Bildschirm zusammenkommen. Sie entwerfen gemeinsam fünf oder sechs Starbucks Stores pro Tag, das umfasst die Raumplanung, die Farbpalette und den Einrichtungsstil, alles mit SketchUp. Als jeder noch eine andere Software benutzte, war das nicht möglich.

Nachdem wir den Arbeitsablauf in diesem Büro getestet hatten, haben wir das gesamte Lateinamerika-Studio auf SketchUp umgestellt und kurz darauf auch New York und Dallas. In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir das dann auf die vier von mir betreuten Büros ausgeweitet. Sobald meine Designer sich in SketchUp eingearbeitet haben, macht es ihnen im allgemeinen viel mehr Spaß als mit anderer Software. SketchUp setzt definitiv verborgene Talente bei unseren Nachwuchs-Designern frei.

Wie bringt Sie das näher zum fertigen Produkt?

Unsere Architekten begutachten zuerst den Standort und erstellen eine Rohbaustruktur in Revit®. Danach exportieren wir dieses Model in SketchUp und planen damit die gesamte Innenarchitektur. Das umfasst auch Details wie Farben, Materialien, Möbel und die technische Innenausstattung. Wir erstellen eine tolle dreidimensionale Entwurfsplanung, die wir dann an unsere ausführenden Architekten weitergeben. Das benötigen sie, um die Bauplanung und -genehmigung durchzuführen.

Starbucks Reserve Bar am Brookfield Place, NY. Bild mit Genehmigung von Starbucks.

Jeder einzelne Starbucks Store ist etwas ganz Besonderes für unsere Marke und unsere Kunden: Es ist ihr „dritter Ort“, also ein Ort, an dem Menschen auch gerne mal zusammensitzen und bleiben oder einkaufen und lernen können. Unser Ziel ist es, den goldenen Mittelweg zu finden, damit der Store zu unserer Marke ebenso wie zum Standort passt und sich in dieser Nachbarschaft, in dem Gebäude, in dem er sich befindet, oder in diesem Teil der Stadt gut anfühlt.

Und weil die Parameter jedes Mal anders sind, heißt das, dass jeder Store einzigartig ist, oder?

Richtig! Wir haben einige einfache Prinzipien für die Stores, die uns sehr wichtig sind. Wenn wir ein Gebäude gefunden haben, ist es meiner Meinung nach extrem wichtig, dass wir mit dessen grundlegenden Eigenschaften arbeiten. Wenn das Gebäude Ziegelwände oder Oberflächen mit vielen Macken oder tolle freiliegende Balken im Dach hat, dann wollen wir diese Strukturen betonen und nicht einen Haufen Dinge verdecken. Die Gebäudehülle schafft den Rahmen für den Helden des Gebäudes: die Kaffeebar.

Wo sich die Bar befindet; wie sie aussieht und sich anfühlt; die Sichtachsen hin zu ihr und von ihr weg; wie sie beleuchtet ist; all das ist von sehr großer Bedeutung. Wir investieren viel Zeit um sicherzustellen, dass sie wie ein fein gearbeitetes Möbelstück aussieht, denn sie ist die große Bühne, auf der wir das ‚Kaffee-Theater‘ gestalten.“

Starbucks Reserve Bar am Brookfield Place, NY. Bild mit Genehmigung von Starbucks.

Wo sich die Bar befindet; wie sie aussieht und sich anfühlt; die Sichtachsen hin zu ihr und von ihr weg; wie sie beleuchtet ist; all das ist von sehr großer Bedeutung. Wir investieren viel Zeit um sicherzustellen, dass sie wie ein fein gearbeitetes Möbelstück aussieht, denn sie ist die große Bühne, auf der wir das „Kaffee-Theater“ gestalten.

Der neue Store am Waverly Place Nr. 10 wäre dafür ein tolles Beispiel. Was gefällt Ihnen bei diesem Entwurf am besten?

Starbucks Reserve Bar am Brookfield Place, NY. Bild mit Genehmigung von Starbucks.

Waverly Place Nr. 10 ist eine Reserve Bar, was bedeutet, dass es ein spezieller Store mit einem anspruchsvollen Kaffee-Erlebnis ist. Die Art und Weise, wie wir dort Kaffee zubereiten, ist etwas ganz Besonderes: Wir haben eine „Black Eagle-Maschine“, einen Syphon-Kaffeebereiter – das ist so eine Art Harry-Potter-Methode – und den „Cold Brew Nitro“, das ist ein kalt gebrühter Kaffee vom Fass, der noch etwas aufgeschäumt wird. Das Gebäude selbst ist ein Bestandsbau mit einem wunderschönen weißen Terrazzoboden, der zufällig die gleichen Farbtöne wie unser Flagship Store „The Roastery“ in Seattle aufweist. Also haben wir den Boden erhalten und neu aufgearbeitet, die vorhandenen Ziegelwände belassen und zusätzlich einige handgezeichnete Landkarten und Kunstwerke bei einem großartigen Künstler namens Tommy Tailor in Auftrag gegeben, mit dem ich schon seit Jahren zusammenarbeite.

Starbucks Reserve Bar am Brookfield Place, NY. Bild mit Genehmigung von Starbucks.

Wie sieht der Entwurfsprozess bei Starbucks aus?

Sobald wir ein Gebäude gefunden haben, das die funktionellen Voraussetzungen für einen Starbucks Store bietet, erstellen wir ein Funktions-Layout, das sich dann zu einem ersten detaillierten Grundriss entwickelt. Wenn dieser Entwurf von unserem Praxis-Team grünes Licht erhält, beginnen wir mit der Innenraumgestaltung in SketchUp. Hier testen wir unsere Ideen für die Bar, die Beleuchtung und die Farbpalette. In SketchUp fühlt sich das an, als würde man mit Ton modellieren: so können viele Ideen sehr schnell ausprobiert werden. Die Geschwindigkeit, die wir dadurch erreichen, bedeutet, dass wir Ideen schnell visualisieren können. Und wir können uns die aussuchen, die uns am besten gefallen und die weiteren Entwürfe darauf aufbauen.

Über welche Funktionalität sind Sie wirklich froh, dass es sie in SketchUp gibt?

Ohne Zweifel: der „Style Builder“. Dadurch, dass wir Standard-Stile so anpassen können, dass eine Art Handskizze mit einer warmen, nicht überperfekten Ausstrahlung entsteht, können wir eine zu unseren Stores passende gestalterische Ästhetik erreichen.

Technisches Frage-und-Antwort-Spiel mit Eduardo Meza, LEED AP und Senior Designer im Starbucks-Studio in Miami

Ihr Team verwendet eine beeindruckende Sammlung an Materialien. Wo finden Sie alle diese Materialien?

Ja! „LSS Matrix“, „Section Cutface“ und „Smart Drop“.

Hat jedes Team eine eigene Materialbibliothek? Oder teilen Sie die Materialien mit den anderen Büros?

Die am häufigsten verwendeten Materialien stammen von Fotos und Scans unseres Standardkatalogs.

Verwenden Sie oder jemand aus Ihrem Team SketchUp Extensions bei Ihrer Arbeit? Wenn ja, welches sind die drei Wichtigsten für Sie?

Ja! „LSS Matrix“, „Section Cutface“ und „Smart Drop“.

Ohne welche Kurzwegtaste könnten Sie nicht leben?

Kurzwegtasten sind ein Muss für meine Arbeit. Meine bevorzugten und am häufigsten verwendeten benutzerdefinierten Kurzwegtasten sind: M = Materialien, C = Components, L = Layers.

Die Reserve Bars Waverly Place Nr. 10, Brookfield Place und Broadway & 9th wurden gerade erst in Manhattan eröffnet. Kommen Sie mal vorbei und schauen sich an, wie diese SketchUp Visualisierungen in die Realität umgesetzt wurden.

Bildnachweis: Bilder mit Genehmigung von Starbucks